Schillings, Max von - Deutsche Biographie (2025)

  • Komponist, Dirigent, * 19.4.1868 Düren (Rheinland), 24.7.1933 Berlin, Frankfurt/Main, Familiengruft der Brentanos. (katholisch)

  • Genealogie

    V Carl S. (1821-96), Gutsbes., Landwirt, 1854-81 Bgm. in Birgel, Vors. d. Rhein. Jagd-Schutz-Verbandes, 1855-58 Mitgl. d. preuß. Abg.hauses (s. Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus II), S d. Joseph Timotheus (1786–1871), kgl. Oberförster, seit 1819 Bes. d. Gutes Weyerhof in Gürzenich b. D., 1847-70 Präs. d. Verw. d. Eschweiler Bergwerks-Ver. (s. NDB IV*), u. d.Karoline Englerth;
    MJohanna (1839–85), T d. Franz Brentano u. d.Johanna Antonia Josefa Edle v. Birkenstock;
    Ur-Gmv Christine Englerth, geb. Wültgens (1767–1838), Bergbauunternehmerin, gründete 1835 d. Eschweiler Bergwerks-Ver. AG (s. NDB IV);
    Ur-Gr-Om Clemens v. Brentano (1778–1842), Schriftst. (s. NDB II); Ur-Gr-Tante-mBettina v. Arnim, geb. v. Brentano (1785–1858), Schriftst. (s. NDB I);
    BCarl Georg S. (1865-1921), Zool., Afrikaforscher, Vf. v. „Mit Blitzlicht u. Büchse“, 1904, 201958, u. „Der Zauber d. Eleléscho“, 1906, 111921, erste photograph. Aufnahmen v. Tieren in d. Wildnis, bes. b. Nacht mittels Blitzlicht (s. Wi. 1918; Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1901-1935; DBJ III, Tl.);
    1) 1891 1923Caroline Peill (1869–1946, Cousine); Verwandte Leopold Peill (* 1872), Fabr. in D., Präs. d. IHK f. d. Reg.bez. Aachen (s. Wi. 1935),Arthur Peill (* 1879), Mitinh. d. Bank Deichmann & Co. in Köln (beide s. Wenzel), 2) Berlin 1923 Barbara Kemp (1881–1959, 1] wohl Johannes Miekley, * 1872, Dr. med., Gen.oberarzt, s. Dt. Dermatologen-Verz., ²1939), aus Cochem/Mosel, hochdramat. Sängerin, 1913-31 an d. Kgl. bzw. Staatsoper in B., Engagements an d. Metropolitan Opera, New York, u. b. d. Bayreuther Festspielen, inszenierte 1938 S.s Oper „Ingwelde“ an d. Staatsoper in B. (s. Wi. 1935; Dt. Musikerlex., 1929; Munzinger; Kutsch-Riemens, Sängerlex.; Riemann mit Erg.bd.);
    2 S aus 1) u. a. Erich (1893–1927), Ing., 1 T aus 1)Erna (* 1903);
    1 Stief-T Annalise N. N. (⚭ Benvenuto Hauptmann, 1900–65, Dr. rer. pol., Dipl., Dramaturg, s. NDB VIII*).

  • Biographie

    S. wuchs auf dem Familienbesitz Weyerhof auf und wurde privat unterrichtet. 1878 übersiedelte die Familie nach Bonn, wo S. das Gymnasium besuchte und Geigenunterricht beiO. J. v. Königslöw sowie Harmonielehre beiJ. Brambach erhielt. Nach dem Abitur ging er nach München, um dem Wunsch des Vaters entsprechend Jurisprudenz zu studieren, besuchte jedoch lieber geisteswissenschaftliche Vorlesungen. V. a. aber fand er hier musikalisch wichtige Anregungen in dem an Wagner und Liszt orientierten Kreis um Alexander Ritter (1833–96); außerdem kam er bald in freundschaftlichen Kontakt mit Richard Strauss (1864–1949) und Ludwig Thuille (1861–1907), wobei die Verbindung mitStrauss lebenslang bedeutsam wurde. Nach seiner Heirat 1892 übersiedelte S. endgültig nach München und entfaltete hier eine reiche kompositorische Tätigkeit. 1894 wurde mit großem Erfolg seine erste Oper „Ingwelde“ in Karlsruhe uraufgeführt. Bald galt S. als einer der renommiertesten Komponisten neben Strauss. Seit 1901 Vorstandsmitglied des Allgemeinen Dt. Musik-Vereins|(ADMV), hatte er u. a. mit Strauss die Programme für die Musikfeste zusammenzustellen. 1909 rückte er in dessen Position als 1. Vorsitzender nach, die er bis 1919 beibehielt. 1903 verlieh ihm PrinzregentLuitpold v. Bayern den Professorentitel; Unterricht gab er allerdings nur dem jungen Wilhelm Furtwängler undRobert Heger.

    1908 übernahm S. die Stelle als musikalischer Leiter des Stuttgarter Hoftheaters, das er zu einem erstaunlichen Aufschwung führte. Höhepunkt war 1912 die Uraufführung von Strauss' Oper „Ariadne auf Naxos“ in dem soeben fertiggestellten Neuen Theater. 1918 mußte er diese Position v. a. aus privaten Gründen aufgeben; zugleich zwangen ihn wirtschaftliche Probleme, das ererbte Gut Weyerhof zu verkaufen.

    1919 in einer Abstimmung des Personalrats zum Intendanten der neuen „Preuß. Staatsoper“ gewählt, bemühte er sich, das Gleichgewicht zwischen traditionellem und modernem Spielplan zu halten – so standen u. a. Alban Bergs „Wozzek“ und „Die Zwingburg“ von Křenek auf dem Programm – und das Opernhaus durch die schwierige Inflationszeit zu steuern. Als die Kroll-Oper mit der Staatsoper zu einem Doppelbetrieb verbunden werden sollte, eskalierten schon lange schwelende Konflikte mit dem Berliner Kultusminister Carl Heinz Becker (1876–1933) derart („Fall Schillings“), daß S. 1925 fristlos entlassen wurde. Es folgten zahlreiche Gastspiele im In- und Ausland (Zoppoter Waldfestspiele, GMD in Riva, Gastspielvertrag an d. Berliner Oper). Im Juli 1932 wurde S. als NachfolgerMax Liebermanns zum Präsidenten der Preuß. Akademie der Künste gewählt, wo er nach der „Machtergreifung“ 1933 unter dem Druck von Bernhard Rust (1883–1945) mit der sog. Gleichschaltung der Mitglieder begann. Ende März 1933 zum Intendanten der Stadt. Oper Berlin-Charlottenburg gewählt, starb S. vier Monate später an den Folgen einer Darmkrebs-Operation.

    S. war von seiner musikalischen Herkunft her engstens mit der Musik Wagners verbunden. In der Mitte seines Lebens wurde er mit einer neuen, die Tonalität in Frage stellenden Komponistengeneration konfrontiert, konnte sich dieser Entwicklung jedoch nur in Ansätzen öffnen. Nach einem beinahe fulminanten Beginn als Komponist zog er sich seit etwa 1916 immer mehr auf die reproduzierende und organisatorische Seite zurück.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Heidelberg 1911);
    Gen.musikdir. (1912);
    Goethemedaille f. Wiss. u. Kunst (Frankfurt 1932).

  • Werke

    u. a. Komp.: 2 symphon. Fantasien „Meergruß“, „Seemorgen“, f. Orch., 1896;
    Ein Zwiegespräch f. Violine, Violoncello u. kl. Orch., 1897;
    2 Melodramen op. 9, Kassandra, Eleusisches Fest;
    Der Pfeifertag. Heitere Oper in 3 Aufzügen v.F. Gf. Sporck, UA Schwerin 1899;
    Symphon. Prolog zu Sophokles' „Kg. Oedipus“ op. 11. UA Berlin 1900;
    Musik zu Aeschylus' „Orestie“ op. 12, UA Berlin 1900;
    Das Hexenlied op. 15, Melodram,E. v. Wildenbruch, Klavierfassung, München 1902, Orch.fassung, Basel 1903;
    Moloch, Musikal. Tragödie in 3 Akten, UA Dresden 1906, Neufassung Berlin 1934;
    Glockenlieder op. 22, 4 Lieder nach Gedichten v. C. Spitteler, f. Singst, u. Orch., 1908;
    Konzert f. Violine u. Orch. in a-Moll op. 25;
    Mona Lisa, Oper in 2 Akten, Dichtung v. B. Dovsky, UA Stuttgart 1915;
    Korr.:
    Richard Strauss – M. v. S., Ein Briefwechsel, hg. v. R. Schlötterer, 1987.

  • Literatur

    A. Richard, M. S., 1922;
    J. Beck, M. v. S., Gesamtverz, seiner Werke, 1933;
    W. Raupp, M. v. S., Der Kampf e. dt. Künstlers, 1935 [tendenziös];
    J. Geuenich u. K. Strahn, Gedenkschr. Prof. Dr. h. c. M. v. S., Komp. u. Dirigent, Zum 100. Geb.tag 19.4.1968, 1968;
    I. Jens, Dichter zw. rechts u. links. Die Sektion f. Dichtkunst d. Preuß. Ak. d. Künste dargest. n. Dok., 1971;
    D. Kühn, Löwenmusik, 1979;
    P. Stadler, Der Komp. in d. Pol., M. v. S. u. d. Säuberung d. Preuß. Ak. d. Künste im Frühj. 1933, in: FS Ernst Lichtenhahn, 1994, S. 193-211;
    ders., Der „Fall S.“ 1925, Ein kulturpol. Konflikt im Preußen d. Weimarer Rep., in: HZ 263, 1996, S. 99-131;
    Ch. Detig, Dt. Kunst, dt. Nation, Der Komp. M. v. S., Diss. Köln 1998 (ausführt. W- u. L-Verz.);
    Rhdb. (P);
    –Max von Schillings-Archiv im StadtA Düren (seit 1963).

  • Porträts

    Porträtstudie v.E. van Hauth, Juni 1933 (Archiv d. Semperoper Dresden);
    Ölgem. v. B. Pankok, 1916, auf Holz übertragen (Privatbes.);
    Bronzemedaille v. P. Sturm, um 1900 (München. Staatl. Münzslg.).

  • Autor/in

    Roswitha Schlötterer-Traimer
  • Zitierweise

    Schlötterer-Traimer, Roswitha, "Schillings, Max von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 772-773 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875503X.html#ndbcontent

    Schillings, Max von - Deutsche Biographie (1)

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